Das Fenster zum Garten
Als mich vor längerer Zeit in der Nacht das Prasseln von Regentropfen auf die Funkienblätter vor meinem geöffneten Fenster zum Garten weckte, lenkten mich meine Gedanken auf Karl Foerster, der zu Lebzeiten in der damaligen DDR viele neue Staudensorten züchtete. Diesem berühmten Gartenpoeten wird ein weitsichtiges Zitat zugeschrieben:
Zur tiefsten Freude an dem, was ist,
gehört die Freude, an dem, was wird.
Diese Gärtnerweisheit, mit viel Geduld immer wieder von ihm geprüft, macht auch „Glauben“ eigentlich ganz einfach, wenn man durch Erziehung oder eigene Erkenntnisse die Überzeugung gewonnen hat, dass Dankbarkeit etwas Not-„wendiges“ ist.
In meinem bisherigen Dasein gab es ganz gewiss mehr Zeiten, in denen es mir gut oder sogar noch besser ging als die Zeit, in der es mir schlecht ging. Insgesamt gesehen häufen sich also mit fortgeschrittenem Alter immer mehr die Lebensabschnitte, für die man dankbar sein sollte. Dazu braucht man aber auch mindestens einen, dem man für alles Gute dankt. Und den hat jeder von uns. Es ist also kein Wunder, wie einfach man durch Dankbarkeit zum Glauben finden kann.
Vermutlich bleibt die oben von Karl Foerster beschriebene Vorfreude auf neue, bessere Blumenzüchtungen im Diesseits hängen. Die Freude auf das Jenseits wurde bereits viel früher von Denkern bedacht. Denn um 1600 herum schuf Christoph Knoll einen religiösen Text, dessen 3. Strophe mit den wunderbaren Worten endet:
Ich weiss ein besser Leben, da meine Seel fährt hin;
des freu ich mich gar eben: Sterben ist mein Gewinn.
(Der biblische Bezug dieser Zeilen geht auf eine Stelle in dem Brief des Paulus an die Philipper zurück: In Kap.1,Vers 23 heisst es … Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre…)
Die Themen Dankbarkeit und Gottvertrauen haben auch die Alten Meister der Musik beschäftigt. Denn etwa 100 Jahre später nach der Hymne von Knoll wird der Blick in die Ewigkeit durch das himmlische Musikstück „Herzlich thut mich verlangen“ von Johann Sebastian Bach (BWV 727) gekrönt.
Regentropfen, die an Dein Fenster klopfen. Das merke dir, die sind ein Gruß von mir.
Fritz Dehning, ehemaliger Presbyter