Superintendent Dietmar Pistorius führte auf seiner ersten Kreissynode souverän durch die „technischen Herausforderungen“, 81 gewählten Vertreterinnen und Vertreter aus den zwölf Kirchengemeinden aus Bonn, Alfter und Bornheim diskussions- und beschlussfähig zusammen zu halten. Und freute sich dann auch über „zwei gute und wichtige Signale“ in die Stadt.
Mit großer Mehrheit stimmte das Kirchenparlament dem Vorschlag des Kreissynodalvorstands zu, die Gastronomie im Kirchenpavillon am Kaiserplatz auch weiterhin in Eigenregie zu führen. Aus der Synode kam viel Wertschätzung für die Arbeit und das Team dort um die Leiterin Martina Baur-Schäfer und Impulse, zum Beispiel die Öffnungszeiten zu überdenken, also auch am Wochenende oder abends länger zu öffnen. Eine Steuerungsgruppe soll jetzt, verstärkt um Experten, nachdenken, wie sich das Profil des evangelischen Kirchencafés mit diversen Beratungsangeboten und Kircheneintrittsstelle noch weiter schärfen lässt. „Wir wollen und müssen als Kirche in der Stadt präsent bleiben“, erklärte Superintendent Pistorius, „im engen Schulterschluss mit den Partnern in der Stadt und immer auch im ökumenischen Geist mit der katholischen Kirche“.
Erklärung zur Seenotrettung und Flüchtlingshilfe
Ebenfalls mit großer Mehrheit sicherte die Bonner Kreissynode der Stadt Bonn ihre Unterstützung bei der zusätzlichen Aufnahme von Geflüchteten zu. Als Ausdruck der Solidarität mit dem bundesweiten Aktionstag zur Seenotrettung am selben Tag wird die Forderung unterstützt nach einer Evakuierung des Flüchtlingscamps auf der griechischen Insel Lesbos. Rund 40.000 Geflüchtete lebten in von der EU finanzierten Lagern unter menschenunwürdigen Bedingungen. „Die große Zahl an deutschen Kommunen, Städten und Bundesländern, die im Bündnis Sichere Häfen zur Aufnahme bereit sind – auch die Stadt Bonn gehört dazu – ist ein starkes Signal an das Bundesinnenministerium, sich für eine humanitäre Lösung einzusetzen“, heißt es in der Erklärung der Synode, die der stellvertretende Superintendent, der Endenicher Pfarrer und Synodalassessor Uwe Grieser einbrachte.
Zugleich unterstützen die Bonner Protestanten damit den Appell, die beiden in Italien festgesetzten Rettungsschiffe Alan Kurdi und Aita Mari wieder zu „dringend benötigen zivilen Seenotrettung“ auslaufen zu lassen. Für Superintendent Dietmar Pistorius ist die Erklärung auch ein wichtiges Signal, „dass sich Kirche in Coronazeiten gerade auch um die Menschen in Not kümmert, die kaum mehr im Blick sind“.
OB Sridharan: „Danke, dass die Kirchen in Bonn so präsent sind“
Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan hatte sich zum Auftakt der Synode persönlich zuschalten lassen und den Kirchen ausdrücklich gedankt, dass sie in Bonn in den vergangenen schwierigen Monaten auch öffentlich so präsent geblieben seien, mit Online-Gottesdiensten, ökumenischen Gebeten, mit Diakonie und Seelsorge. Landeskirchenrätin Iris Döring sprach im Namen der Landeskirche von einer „historischen Synode“ und würdigte den Bonner Mut, als einer der ersten Kirchenkreise im Rheinland, eine Synode im Format einer Videokonferenz erfolgreich durchgeführt zu haben. Sozusagen als digitaler Vorreiter. Superintendent Mathias Mölleken vom Nachbarkirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel zollte neugierig auf die Bonner Erfahrungen ebenfalls Respekt und machte deutlich: „Kirche bleibt glaubwürdig, wo sie bei den Menschen bleibt.“
Neues Pfarrstellenkonzept bis 2030 auch in Bonn nötig
Der neue Pfarrer an der Auferstehungskirche auf dem Venusberg, Steffen Tiemann, hatte in seiner Andacht zum Eingang der Synode eindrücklich appelliert, dass Kirche „missionarisch und mystisch“ bleiben sollte. Planungen der Landeskirche zufolge werden sich bis 2030 auch in Bonn die Pfarrstellen fast halbieren. „Brauchen wir nicht eher mehr Pfarrerinnen und Pfarrer als weniger, um die Menschen erreichen“, fragte Kreuzkirchenpfarrer Rüdiger Petrat. Eine Perspektivgruppe soll nun ausloten, wie man diese Rahmenbedingungen sinnvoll auf den Kirchenkreis Bonn und seine Gemeinden herunterbrechen kann: angesichts allgemein sinkender Einnahmen, demographisch weniger Kirchenmitgliedern und nicht zuletzt wohl auch deutlich weniger zu erwartenden jungen Theologinnen und Theologen.
Wahlen zur Landessynode und mehr
Gewählt wurde auch: Neben dem neuen Bonner Superintendent Pistorius vertreten wieder Pfarrerin Dr. Wibke Janssen, Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher und Dorothea Geffert (Kirchengemeinde Vorgebirge) den Kirchenkreis Bonn als Landessynodale auf der jährlichen Landessynode in Bad Neuenahr. Als ihre Stellvertreterinnen und Stellvertreter wurden gewählt Pfarrerin Dagmar Gruß (Johanniskirchengemeinde und Pfarrer Michael Schäfer (Lukaskirchengemeinde) sowie Lisa Inhoffen-Baumann (Trinitatiskirchengemeinde),Barbara Kliesch (Kirchengemeinde Hardtberg) und Thomas Gampp (Kreuzkirchengemeinde). Bonner Vertreter im Vorstand der Rechnungsprüfungsstelle bleibt Rolf Stengert (Hersel), sein Vertreter Dr. Martin Wille (Kirchengemeinde Hardtberg). Vertreter im Kuratorium des Gemeindedienstes für Mission und Ökumene (GMÖ), der unter anderem die so lebendige Bonner Tansania-Partnerschaft mit Kusini A unterstützt, sind Uwe Günther und Gisela Gouriou.
Mit Segen
Mit Segen durch den Superintendenten schloss die Synode nach dreieinhalb Stunden und der Gewissheit, dass der Mensch mit den Aufgaben wächst, manchmal auch trotz aller digtalen Möglichkeiten und Grenzen, und wie schön es ist, sich bald wieder analog in die Augen zu schauen.
Joachim Gerhardt, 06.06.2020