Hoffnung und Verzweiflung im Mittelmeer

Hoffnung und Verzweiflung im Mittelmeer.  (Stand 03.05.2021)

8 Monate war die SEA-WATCH 3 von den italienischen Hafenbehörden festgesetzt worden. Im Februar 2021 konnte sie endlich wieder in See stechen und Menschen aus Seenot retten. Die deutschen und spanischen Behörden hatten sowohl die Sicherheit als auch die gute Ausrüstung bestätigt. In fünf sehr erfolgreichen Rettungseinsätzen rettete die SEA-WATCH 3 im Februar/März 363 Menschen aus Seenot und konnte sie sicher nach Augusta auf Sizilien bringen – wo die SEA-WATCH 3 jedoch erneut festgesetzt wurde! Die italienischen Behörden ignorieren damit bewusst die Entscheidung des Verwaltungsgerichts in Palermo von Anfang März 2021, in dem das Festsetzen von SEA-WATCH 3 und SEA-WATCH 4 als unrechtmäßig verurteilt wurde. Die Hafenbehörden betreiben ein zynisches Katze-und-Maus-Spiel, bei dem die Europäischen Union (Katze) und die Menschen (Maus) darstellen. Der Verein Gemeinsam Retten e.V. setzt nun alles daran, die SEA-WATCH 3 so schnell wie möglich wieder frei zu bekommen. Große Hoffnungen liegen auf einer schnellen Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes, der sich aktuell mit der Legalität der politisch motivierten Hafenstaatkontrollen und den anschließenden Blockaden der zivilen Rettungsschiffe befasst.

Schweres Schiffsunglück mit ca. 130 Toten

Am 22. April 2021 wurde die OCEAN VIKING der deutschen Organisation SOS MEDITERRANEÈ Zeugin eines schweren Bootsunglückes, bei dem rund 130 Menschen ums Leben kamen. Obwohl laut Berichten von Alarmphone (Notrufzentrale Mittelmeer) die Position des in Seenot geratenen Schlauchbootes den europäischen Behörden bekannt war,- sogar ein Flugzeug der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX war vor Ort – wurde keine Rettung eingeleitet. Nach zwei Tagen wurde dieser Seenotfall an die sogenannte Libysche Küstenwache übertragen, die sich ebenfalls weigerte, eine Rettungsaktion zu starten. Als die OCEAN VICING viele Stunden später am Unglücksort ankam, fand sie nur noch das Wrack des Schlauchbootes und mehrere tote Körper im Wasser.

Das Verhalten der europäischen Behörden macht uns wütend und fassungslos. Wieder einmal wurde nachweisbar Menschen in Seenot Hilfe verweigert und ihr Tod in Kauf genommen – fast zwei Tage unterlassene Hilfeleistung! Wir sind entsetzt aber gleichzeitig in unserer Arbeit bestärkt, denn: Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.

Wir trauern um die Opfer und sind in Gedanken bei ihren Angehörigen.

SEA-WATCH 4 wieder im Einsatz

Unsere SEA-WATCH 4 hat, nachdem auch sie Mitte April endlich wieder in See stechen durfte, bei 6 Seenotrettungsfällen ca. 450 Personen vor dem Ertrinken retten und an Bord nehmen können, darunter viele Frauen und Kinder, zum Teil ohne Begleitung. Viele Menschen sind krank, alle sind erschöpft aber glücklich, dass sie nach vielen schrecklichen Erlebnissen in den Zeltlagern in Libyen und während der lebensgefährlichen Überfahrt nun sicher an Bord der SEA-WATCH 4 angekommen sind. Die SEA-WATCH 4 hat sie inzwischen in Trapani auf Sizilien an Land lassen können. Wir hoffen sehr, dass SEA-WATCH 4 nicht erneut festgesetzt wird.

Spenden sind sehr erwünscht, um die immensen Kosten für die Seenotrettung im Mittelmeer zu decken:

Trägerverein Gemeinsam Retten e.V.     IBAN: DE93 1006 1006 1111 1111 93, Bank für Kirche und Diakonie eG.

Der Arbeitskreis Flucht der evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg

Geschrieben von Ulrike Knichwitz am 03. Mai 2021

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