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Ich habe mir die Gemeinde ins Esszimmer geholt

Liebe Mitglieder der Hardtberg-Gemeinde,

am 1. März 2020 haben Sie mich in das Presbyterium unserer Gemeinde gewählt, und gut zwei Wochen später durften wir keine Gottesdienste mehr feiern.

So richtig ich die Kontaktbeschränkungen zu unser aller Schutz auch finde, so sehr fehlen mir doch die unmittelbaren Begegnungen mit Menschen, die mir am Herzen liegen.

Ich bin ein Beziehungsmensch: Auf der Arbeit sehe ich gerne davon ab, im Nachbarzimmer anzurufen, und klopfe stattdessen lieber an die Tür meines Kollegen oder meiner Kollegin. Innerhalb der Familie und unter Freunden ist mir der regelmäßige Austausch von Angesicht zu Angesicht überaus wichtig.

Der Gottesdienst am Sonntag hat für mich viele wichtige Facetten: Ich praktiziere meinen Glauben, klar. Aber da ist noch viel mehr. Der Gottesdienst findet in Gemeinschaft statt. Alleine singen und beten, ist etwas ganz anderes.

In den Häusern Gottes fällt es mir leichter als anderswo, den Alltag loszulassen und zur Besinnung zu kommen. Unsere beiden Kirchen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, liebe ich gleichermaßen: Den großen Raum von Matthäi, der auch an Weihnachten und zur Konfirmation genug Platz für alle Gottesdienstbesucher bietet, und die Wohnzimmeratmosphäre von Emmaus, wo wir viel näher beisammen sind.

Und dann sind dann noch die wertvollen Gespräche vor und nach dem Gottesdienst. Nicht selten komme ich von Emmaus erst mittags nach Hause.

Jetzt sind die Kirchen zu. Was nun?

Vor zwei Wochen hat mir eine liebe Frau aus der Gemeinde ein Foto von ihrer Andachtsecke geschickt.

Sofort habe ich gedacht: „Ich brauche auch ‚ein Stück Kirche‘ bei uns zuhause.“ Dann habe ich Bilder ausgesucht, die mich auf besondere Weise mit der Gemeinde und unseren Kirchen verbinden. In unseren Gemeindemagazinen und im Internet bin ich fündig geworden. So hängt nun eine Fotocollage am Geländer unseres offenen Treppenhauses und manche(r) von Ihnen kann von dort auf unseren Esstisch schauen. Viele andere trage ich in Gedanken bei mir. Wenn ich mir die Bilder ansehe, fühle ich mich der Gemeinde nah und freue mich auf ein Wiedersehen, wenn die Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden.

Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute in dieser herausfordernden Zeit. Gott schütze Sie und Ihre Lieben.

Herzlichst

Sonia Hanenberg
(seit 1. März 2020 Mitglied des Presbyteriums und Kirchmeisterin)

 

Geschrieben von Ulrike Knichwitz am 09. April 2020

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